Im Zuge eines Gutachtes musste ich bewerten, ob es branchenüblich ist einen Kopierschutz einzusetzen. Dazu stellte sich grundsätzlich die Frage welche Systeme es gibt um anschließend darüber eine Bewertung zu treffen
Kopierschutzmechanismen sind ein häufig
genutztes Instrument von Softwareherstellern bzw. Softwarelieferanten davor zu
schützen, dass deren Software missbräuchlich verwendet wird.
Es muss dabei unterschieden werden in
welcher Form die Software lizensiert wird.
Zeitlich begrenzte Lizenzen
Merkmale:
- Abonnement-Modell: Nutzer zahlen in der Regel eine wiederkehrende Gebühr (monatlich oder jährlich) für die Nutzung der Software.
- Befristete Nutzung: Die Nutzung der Software ist zeitlich begrenzt auf die Dauer des Abonnements.
- Upgrades inbegriffen: Aktualisierungen und Upgrades sind oft im Abonnementpreis inbegriffen und werden automatisch zur Verfügung gestellt.
- Niedrigere Vorabkosten: Im Allgemeinen sind die anfänglichen Kosten für eine zeitbezogene Lizenz niedriger als bei einer Perpetuum-Lizenz.
- Stetiger Support: Oftmals sind kontinuierlicher Support und regelmäßige Updates im Abonnement-Modell enthalten.
- Abhängigkeit vom Anbieter: Da der Zugang zur Software nach Ablauf der Lizenz gesperrt wird, sind Nutzer mehr auf den Anbieter angewiesen.
Solche Abonnementmodelle sind bei Software,
bei welchen der Lizenzgeber auch den Betrieb liefert (Cloud- oder gehostete
Dienste) der Normalfall. Aber auch bei Installationen auf
Lizenznehmerinfrastruktur sind diese Abonnementmodelle anzutreffen.
Dauerhafte Perpetuum (Dauerhafte)
Lizenzen
Merkmale:
- Einmalige Zahlung: Ein wesentliches Merkmal von Perpetuum-Lizenzen ist, dass die Nutzer eine einmalige Gebühr für die Software entrichten.
- Unbegrenzte Nutzungsdauer: Einmal erworben, kann die Software auf unbegrenzte Zeit genutzt werden, ohne dass weitere Zahlungen erforderlich sind.
- Upgrades können kostenpflichtig sein(und sind es meist auch): Software-Updates oder Upgrades sind in der Regel nicht inbegriffen und können zusätzlich erworben werden. Teilweise ist der Erwerb eines Software-Support Vertrages für eine bestimmte Zeit obligat.
- Höhere Vorabkosten: In der Regel sind die Vorabkosten für eine Perpetuum-Lizenz höher als die anfänglichen Kosten einer zeitbezogenen Lizenz.
- Weniger Abhängigkeit vom Anbieter: Nutzer sind in geringerem Maße vom Softwareanbieter abhängig, da sie die Software auch ohne fortlaufenden Support nutzen können.
Dieses Lizenzmodell ist heute noch oft bei lizenznehmerseitiger Installation anzutreffen, obwohl auch hier die
Softwarehersteller versuchen, vermehrt auf Abonnement-Modelle zu setzen.
Auswirkungen auf die Entscheidung eines
Kopierschutzes:
Zeitlich begrenzte Nutzungsvereinbarungen
ergeben sich bei Cloud oder vom Softwarelieferanten gehosteten Modellen schon
allein durch die Bereitstellung der Software für eine bestimmte Zeit und eine
bestimmte Anzahl der Nutzer oder sonstiger Workloads (Arbeitspakete). Wenn der
Service abgestellt wird, ist die Nutzung nicht mehr möglich.
Bei Installationen, welche nicht in der
Hand des Softwarelieferanten liegen (Private Cloud oder on Premise) hat der
Softwarehersteller bzw. Lieferant die Herausforderung, dass er seine Rechte auf
andere Weise schützen muss.
Das kann auf der einen Seite durch
vertragliche Maßnahmen geschehen, aber auch durch Mechanismen, welche die
Softwarenutzung so weit einschränken, dass diese nicht über das vereinbarte Maß
hinaus genutzt wird. Oft erlauben die Vereinbarungen aber auch ein
Überschreiten der zugewiesenen Lizenzen für eine bestimmte Zeit oder für eine
bestimmte Anzahl von Nutzern.
Typen von Kopierschutz in
On-Premise-Perpetuum-Lizenzen:
- Hardwareschlüssel (Dongles):
Ein physisches Gerät, das an den Computer angeschlossen wird und die Software
aktiviert. Ohne den Dongle ist der Zugang zur Software eingeschränkt oder
unmöglich.
- Softwarebasierte
Lizenzschlüssel: Eindeutige Codes, die während der Installation oder
Aktivierung eingegeben werden müssen und die Software an einen bestimmten
Computer oder Nutzer binden.
- Lizenzserver: In
Netzwerkumgebungen häufig genutzt, um sicherzustellen, dass die maximale Anzahl
gleichzeitiger Nutzer nicht überschritten wird.
- Digitale Rechteverwaltung
(DRM): Technologien, die die Nutzung, Modifikation und Verteilung von
urheberrechtlich geschützter Software kontrollieren.
Unabhängig der Art des Kopierschutzes
stellen sich für den Softwarehersteller einige Herausforderungen.
- Geschützte Software ist in der
Handhabung in der Softwareentwicklung mit zusätzlichen Maßnahmen verbunden. Je
höher das Schutzlevel ist, desto mühsamer kann das Einspielen neuer
Softwaremodule sein und desto höher ist der Testaufwand.
- Ja nach Art des Kopierschutzes
können teils maßgebliche Kosten (oft durch Dritthersteller) entstehen. Der
Softwarehersteller wird diese Kosten den Kunden direkt oder indirekt
weitergeben, was zu einem Wettbewerbsnachteil führen kann.
- Softwarekopierschutz erfordert
zusätzliches Knowhow in der Entwicklung, sondern auch beim Support.
- Oft, im Besonderen bei ERP-Software,
werden 2-3 Systeme eingesetzt. Neben dem produktiven System ist oft parallel
ein Entwicklungs- und/oder ein Test-/Qualitätsmanagement- System im Einsatz,
was zusätzlichen Aufwand in Schutzmaßnahmen bedeuten kann.
- Sollten Prozesse auf Grund
Fehler in der Lizenzumgebung gestoppt werden müssen (Produktion steht still,
weil kein Softwarezugriff möglich) stehen Schadenersatzanforderungen im Raum
Für den Kunden, welcher eine dauerhafte
Lizenz erwirbt, ergeben sich ebenfalls Herausforderungen, welche beachtet
werden müssen.
- Der Kunde befürchtet
Betriebsausfälle bzw. Betriebsunterbrechungen, wenn der Kopierschutz auf Grund
Einflüssen, welche nicht mit einer unsachgemäßen Verwendung der Software zu tun
haben, die Software stoppt oder den Zugriff einschränkt. Z.B. nach einem Software-Update,
(Not-) Migration des produktiven Systems auf ein anderes System (z.B. bei
hardwarebezogenem Schutz und Dongles) oder bei Kommunikationsproblemen des
Lizenzservers.
- Der Kunde hat oft höhere Kosten
zu tragen.
- Der Kunde hat Unsicherheit
darüber ob die Dauerhaftigkeit der Lizenz tatsächlich gegeben ist, wenn der
Softwarehersteller aus welchen Gründen auch immer kein Vertragspartner des
Softwarenutzers mehr ist (Supportvertrag wird beendet, Softwarelieferant stellt
Betrieb ein oder ändert Geschäftsmodell, etc.).
- Darüber hinaus können auch
Sicherheitsbedenken des Kunden eine Rolle spielen, da wirksame
Kopierschutzsysteme meist eine Verbindung zu einem fremden System voraussetzen.
Daraus kann sogar ein zusätzlicher Vektor für Angriffe durch Hacker entstehen
(aber auch genau das Gegenteil, das die Software dadurch sicherer wird, je nach
Implementierung des Kopierschutzes).